Geschichte
Die Geschichte des Kees'schen Parks ist geprägt von vielen Höhen und Tiefen, zahlreichen Besitzerwechseln, damit einhergehenden Umgestaltungen und natürlich den wirtschaftlichen und politischen Umständen dieser bewegten Vergangenheit.
Dank des Historikers Andreas Höhn, der wie kaum ein anderer in den letzten Jahren die Geschichte Markkleebergs und seiner Bauwerke, Parks und Ländereien aufgearbeitet hat, können wir heute ein recht umfassendes Bild des Kees'schen Parks in den letzten drei Jahrhunderten zeichnen und lassen Sie daran gern teilhaben.
Darüber hinaus freuen wir uns über alle weiteren Hinweise und Informationen, Anekdoten und Geschichten, Bilder und Texte zu dieser Parkanlage. Nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.
18. Jh.
1713 erwarb der kurfürstliche Kammerrat und Leipziger Ratsherr Wolfgang Jöcher das Rittergut Gautzsch. Nach den Plänen des sächsischen Landesbaumeisters David Schatz (1668-1750), der als Gutachter an der Dresdner Frauenkirche einmal sogar eine Rolle im Weltkunstgeschehen spielte, entstand aus der ehemaligen Wasserburg ein prächtiger Barockgarten mit umschließendem Wassergrabensystem.
19. Jh.
1885 kam das Gautzscher Gut über Umwege in den Besitz der Familie Kees, die bis heute dem Parks ihren Namen geben. Erich Walter Kees, seit seiner Volljährigkeit im Jahr 1885 Herr auf Gautzsch, erkannte die Zeichen der Zeit und ließ das Gut nach englischem Vorbild umgestalten.
Aus dem bis dato landwirtschaftlich genutzten Rittergut verbannte Kees die Viehwirtschaft und ließ entsprechend der aktuellen Mode in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine neobarocke Anlage mit hundert Meter langem, halbkreisförmigem Wintergarten, Orangerie, Mausoleum und diversen Brücken und Pavillons entstehen. Historische Gebäudeteile wurden erneuert, prächtige Brücken, Blumenschalen, Statuen und Bänke sowie historische Tore in der umgebenden Mauer schmückten den Park.
20. Jh. bis heute
Das in den neunziger Jahren rekonstruierte Adlertor ist die größte sächsische Anlage dieser Art außerhalb von Dresden. Sie führt auf den Equipagenweg, Kees’ private Anbindung an die Leipziger Flurgrenze. Was aber veranlaßte ihn zu diesem kostspieligen Straßenbau? Eine Laterne soll er im betrunkenen Zustand umgefahren haben, mitten in Gautzsch. Er bestritt dies aber und gab vielmehr an, einem spielenden Kind durch diverse Schlaglöcher gekonnt ausgewichen zu sein. Zeugen hatten allerdings den angeheiterten Wagenlenker beobachtet, und so wurde der verdonnert, die Leuchte zu ersetzen. Das aber ärgerte den sonst so überaus Freigebigen derart, daß er diese desolate Straße fürderhin mied und auch die Straßenbahn um sie herum bauen ließ.
Der umtriebige Kees starb 1906, seine Witwe und die Kinder konnten das kostspielige Anwesen nicht halten und verkauften es 1940 unter abenteuerlicher Geheimhaltung über einen Breslauer Anwalt an die Stadt Leipzig, die seither Besitzer ist, obwohl die Stadt Markkleeberg über die Nutzungshoheit verfügt. Der erste Bürgermeister der 1934 gegründeten Stadt Markkleeberg, NSDAP-Mitglied Martin Braun (nomen est omen), explodiert vor Wut, als er von dem schnöden Verrat hinter seinem Rücken erfuhr; allerdings hatte er im Vorfeld das Angebot zum Ankauf zugunsten Markkleebergs stets abgelehnt. Leipzig aber hatte auch keine rechte Freude an der Neuerwerbung, zumal sich umgehend verschiedene Wehrmachtseinheiten in dem lukrativen Objekt einquartierten. Die amerikanischen Befreier funktionierten nach dem Krieg das Areal samt Herrenhaus zum Krankenhaus um. Diese Nutzung erhält zumindest das Objekt bis 1992, wenngleich umfangreiche An- und Umbaumaßnahmen die historische Bausubstanz nur noch erahnen lassen. Nach der Schließung des Krankenhauses 1993 fiel das ungenutzte Areal zunehmend der Verwahrlosung und dem Vandalismus anheim.
Mit dem Erwerb des Parks durch die Familie Gräf Anfang 2000 konnte die Hoffnung der Stadtplaner auf privates Engagement für eine langfristig gesicherte Nutzung der Parkanlage und ihrer Gebäude erfüllt werden. Ziel war und ist es, diese neobarocke Parkarchitektur nach völliger Verwilderung freizulegen, zu sichern und damit langfristig zu erhalten.